Lima

 

Von Pisco aus nahmen wir den Bus nach Lima. Dort übernachteten wir im Hotel España mitten in der Altstadt. Das Hotel selbst besteht aus verschachtelten und verwinkelten Treppen, Höfen und Anbauten, alles in einem etwas verkitscht und sympathisch heruntergekommen Kolonialstil – bisher eine unserer Lieblingsunterkünfte. Mitbewohner auf dem Dach waren ein Pfauenpärchen, eine Schildkröte und ein Ara, dessen Lieblingsbeschäftigung es war, von seinem Hochstand runterzuklettern und an der Balustrade große Holzspäne mit seinem kräftigen Schnabel abzunagen, bis ihn die Putzfrau jedes Mal auf dem Ende ihres Besenstils einsammelte und zurück zu seinem Hochstand brachte. Das Ganze war ein Familienbetrieb und es herrschte eine entspannte Stimmung. Als wir eines Abends von der Terrasse die Treppe zu unserem Zimmer herunterstiegen, wurden wir von einem Hotelgast aus Mexiko auf eine Runde Mezcal eingeladen. Er war ein lustiger Typ, der gerade auf dem Weg nach La Paz war, um dort Edelsteine zu verkaufen.

Lima hat uns sehr gefallen – trotz der vielen Bewohner herrscht hier eine einladende und entspannte Atmosphäre. Abends tranken wir Bier in einer Kneipe gleich gegenüber von unserem Hotel – Kneipe ist vielleicht übertrieben: es war mehr ein ebenerdiger, unverputzter Raum mit ein paar Tischen, Stühlen und Bierkästen. Die Gäste empfingen uns freudig johlend und waren allesamt schon ziemlich gut dabei. Neben dem Bier war die einzige andere Attraktion eine Art Jukebox, wo gegen Geld Lieder ausgesucht wurden. Gespielt wurden vor allem die üblichen peruanischen Schlager, die wir schon von den langen Busfahrten kannten und alle sangen inbrünstig mit. Hier ein zwei Lieder, die besonders oft gespielt wurden: https://www.youtube.com/watch?v=Vp-_t615hzI und https://www.youtube.com/watch?v=rUsdixa0b54

IMG_3731Der Pfau auf der Dachterrasse unseres Hotels. IMG_3734

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unser Zimmer befand sich ganz oben auf der rechten Seite. Im nächsten Bild sieht man den Ausblick, den wir hatten, sobald wir vor die Tür taten.IMG_3762IMG_3766Der Blick in einen der zwei Innenhöfe des Hotels.

 

 

 

 

 

 

 

 

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IMG_3772Unten zu sehen ein paar älterer Damen, die tücherschwingend zur Blaskapellenmusik während des Wachwechsels am Palast tanzten.

IMG_3775Die Trachten in Peru sind denen in Bolivien ziemlich ähnlich. Die Röcke sind etwas kürzer und die Hutform etwas anders.IMG_3777Auch hier sah man an einem Sonntag tanzende, ältere Menschen in einer Art kleinen Amphitheater im Zentrum:IMG_3779Unten sieht man gebratene Meerschweinchen, probiert haben wir ehrlich gesagt nicht…IMG_3781In einem Park in der Nähe von unserem Hotel übten verschiedene Tanzgruppen ihre Auftritte:IMG_3790IMG_3793IMG_3798

Der Ara auf seinem Hochstand und unten auch schon auf dem Weg zu den Holzgeländern, um dort große Stücken abzuknacken.IMG_3800IMG_3805Inca Kola probierten wir auch, schmeckte extrem süß und nach Gummibärchen…dazu gab es Ceviche, mit Limettensaft marinierter Fisch.

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An dem Tag unseres Rückfluges gewann Peru das WM-Qualifikationsspiel im Fußball gegen Neuseeland. Das peruanische Arbeitsamt verkündete daraufhin, dass am nächsten Tag zur Feier dieses Sieges alle frei hätten – mit der Begründung, dass eh keiner in der Lage gewesen wäre, zu arbeiten.

Pisco

 

Von Ayacucho aus entschieden wir uns weiter nach Pisco, an die Pazifikküste zu fahren. Die Stadt trägt den gleichen Namen wie das Nationalgetränk Pisco Sour, ein Cocktail aus dem hier weit verbreiteten Traubenschnaps Pisco, Limette, Zucker und Eiweiß. Die Stadt war 2007 von einem schweren Erdbeben heimgesucht worden, bei dem über 80% der Gebäude zerstört wurden und viele Menschen starben. Seitdem besuchen nicht mehr viele Touristen die Stadt. Die meisten ziehen es vor, in dem nahe gelegenen Dorf Paracas zu übernachten. Von dort aus starten auch die Bootstouren zu den Islas Ballestas, einer der Hauptattraktionen der Region. Auch wir wollten zu den Inseln, da man dort unzählige Vögel, Seelöwen und Pinguinen sehen konnte. Wir buchten unsere Bootstour bei einem sehr netten Tourenanbieter, der recht gut deutsch sprach, dass er sich selbst mit Hilfe der deutschen Touristen beigebracht hatte. Er entschuldigte sich, dass er aufgrund von Heiserkeit nicht so gut sprechen könne, da er sich am Vortag wortwörtlich ‘die Kante’ gegeben habe. Dieser deutsche Ausdruck kam so unvermittelt, dass Harry vor Lachen fast vom Stuhl viel. Er erzählte uns auch von der Touristenflaute in Pisco nach dem Erdbeben und davon, dass in Paracas alles viel teurer sei als in dem 20 min entfernten Pisco, seitdem sich der Tourismus dorthin verlagert hat. Der Bus von Paracas nach Lima würde beispielsweise fast 10mal so viel kosten wie von Pisco aus. Wir waren nur froh, auch hier nicht die ganze Zeit wie Geldkühe, die gemolken werden müssen behandelt zu werden.

Wir erreichten die Inselgruppe der Islas Ballestas nach einer ca. 30minütigen Bootsfahrt von Paracas aus. Unterwegs hielten wir an dem ‘Candelabro de Paracas’, wörtlich übersetzt der Kerzenleuchter, obwohl bis heute nicht ganz geklärt ist, was genau dieses ca. 130 m hohe Scharrbild darstellen soll. Es stammt aus der Zeit, in der auch die berühmten Nazcalinien entstanden sind. Ebenso wie bei diesen, ist auch hier die genaue Bedeutung unklar. Eine Theorie besagt, dass der Candelabro Schifffahrern zur Orientierung gedient haben soll, andere, dass es ein Hilfsinstrument zur Berechnung eines Agrarkalender gewesen sein soll.

IMG_3499 Etwas weiter auf dem Weg zu den Inseln trafen wir auf ein anderes Touristenboot, dessen Motoren versagt hatten. Unser Bootskapitän gab ein paar, nach dem Gesichtsausdruck des Bootsführers auf dem manövrierunfähgen Bootes zu urteilen, nicht so hilfreichen Tipps und fuhr nach einigen Minuten weiter, nachdem ein anderes Boot anhielt, um zu helfen..

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So erreichen wir schließlich die Islas Ballestas, auf denen unzählige Vögel leben und nisten, angelockt durch den fisch- und planktonreichen Humboldtstrom. Einst wurde auf den Inseln Guano abgebaut, getrockneter Vogeldung, der sich aufgrund seines Phosphat- und Stickstoffgehaltes hervorragend zur Pflanzendüngung eignet und den schon die Inka zu nutzen wussten. Im 19 Jahrhundert gab es durch die steigende Bevölkerungswachstum einen regelrechten Guanoboom. 1870 wurden allein nach Deutschland 520.000 Tonnen Guano exportiert. Es war zu der Zeit eines der bedeutendsten Exportmittel Perus. Der im Verlauf sinkende Guanovorrat und die Einführung von Kunstdünger machten diesem Boom schließlich ein Ende. Heute wird Guano in Peru hauptsächlich zum Eigenbedarf abgebaut. Auf den Islas de Ballestas ist jeglicher Abbau untersagt, da das Gebiet unter Naturschutz steht, aber man kann auf den Inseln noch die alten Verladerampen sehen.

Aber nicht nur die Vögel, wie Tölpel, Möwen und Pelikane werden durch die reichen Fischschwärme angelockt, sondern auch Seebären, Mähnenrobben, Delphine und viele andere Jäger. Vor allem Robben sahen wir viele, die auf den Felsen entspannten und ein paar der am nördlichsten lebenden Pinguine konnten wir ebenfalls beobachten.

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IMG_3522IMG_3536IMG_3572IMG_3580IMG_3589Das Schwarze auf dem oberen Bild sind alles Vögel, dicht beieinander.

IMG_3591IMG_3598IMG_3621IMG_3625IMG_3634IMG_3640IMG_3655IMG_3656IMG_3658IMG_3662IMG_3665Nachdem wir zurück im Hafen waren ging es weiter in die Wüste der Paracas Halbinsel. Insgesamt fanden wir (oder vor allem ich) diese geführten Touren eher anstrengend. Alles ist ziemlich planlos und unorganisiert, was unter anderem daran liegt, dass viel zu viele Leute mitmischen, die sich untereinander nicht wirklich absprechen, sodass man viel rumsteht und wartet. Gleichzeitig kommt man sich auf den Ausflügen oft wie in einer Kita-Gruppe vor, zumindest wird man von den Gruppenführern meist so behandelt, als wäre man etwas minderbemittelt. Aber einfach nur ein Ticket für eine Bootsfahrt zu buchen, ging leider nicht, sodass man letztendlich gezwungen ist, eine geführte Tour zu machen. Der Trip durch die Wüste war relativ unspektakulär und wir wurden zum Mittagessen an einem völlig überteuerten Fischrestaurant abgesetzt. Allerdings konnte man am Hafen Pelikane, die auf der Lauer nach Fischabfällen waren, aus der Nähe beobachten und allein für den Besuch der Inseln hatte sich der Ausflug allemal gelohnt.

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Ayacucho und Vischongo

 

Von Cusco aus wollten wir weiter Richtung Lima. Insgesamt sind es ca. 1000 km bis zur Hauptstadt Perus und wir überlegten lange hin und her, wo wir am besten Halt machen könnten. Im Reiseführer stand zu den Andenstädtchen auf dem Weg nicht viel und die meisten Touristen, die wir getroffen haben, sind direkt nach Lima oder an die Küste gefahren. Letztendlich entschieden wir uns für die Stadt Ayacucho, etwa auf halber Strecke. Die Busse sollten abends um acht fahren und brauchten etwa 15 Stunden. Wir vertrieben uns die Zeit bis zum Abend und machten uns dann auf den Weg zum Busbahnhof. Bisher hatten wir unser Ticket immer kurz vor Abfahrt gekauft und in Bolivien wurde uns auch gesagt, dass das so üblich sei. Am Busbahnhof stellte sich dann jedoch heraus, dass alle Busse nach Ayacucho ausgebucht waren. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet und standen völlig ratlos mit vollgepackten Rucksäcken da… die einzige Möglichkeit am gleichen Abend noch Richtung Ayacucho zu kommen, war erst eine Strecke mit dem Bus und danach weiter mit Colectivos, also kleinen Toyota-Bussen, in denen man eher so sardinenmäßig Platz hat, zu fahren. Aber noch eine Nacht in Cusco wollten wir am Ende auch nicht bleiben. Der erste Bus fuhr bis Abancay. Wir kamen dort 2 Uhr nachts an und mussten im Busbahnhof bis 3 Uhr warten, um mit dem Colectivo weiter nach Andahuaylas zu fahren. Damit machten wir so ziemlich alles, was man hier laut Reiseführer nicht machen soll: mitten in der Nacht mit seinem gesamten Gepäck irgendwo rumsitzen, aber so richtig beachtete uns keiner, allen saßen müde rum und warteten auf ihre nächste Mitfahrgelegenheit. In unserem Colectivo hatten wir leider die schlechtesten Plätze abbekommen – ganz hinten auf der Viererreihe eingequetscht neben einer ziemlich korpulenten Peruanerin, die das Talent besaß, sofort in einen Tiefschlaf zu verfallen, in der ihr jegliche Muskelspannung abhanden kam und sie in den sehr kurvenreichen Andenstraßen ständig von links nach rechts kullerte. Wir landeten völlig zerschlagen am morgen in Andahuaylas und ergatterten dieses Mal bessere Sitze weiter vorn im nächsten Collectivo, dass uns 5 Stunden später endlich in Ayacucho absetzte.

Ayacucho war uns gleich sympathisch: nachdem man sich in Cusco wie touristisches Freiwild vorkam und ständig belagert wurde, trafen wir in der Zeit in Ayacucho auf keinen einzigen weißen Touristen und konnten entspannt die Stadt erkunden. Dafür waren einige peruanische Touristen unterwegs – beim Frühstück auf dem Markt sprach uns auch gleich eine Gruppe älterer Damen aus Lima an, die uns ihre Sitzplätze anboten, ja quasi aufdrängten, als wir zunächst aus Höflichkeit ablehnten. Sie fragten uns neugierig über unsere Reise aus und waren ganz lustig drauf.. Außerdem ist das Klima in der Stadt sehr angenehm. Obwohl wir uns immer noch auf 2760 m Höhe befanden, lag die Temperatur tagsüber bei sonnigen 25°C und mehr. Nachdem wir uns bisher in den Anden ehrlich gesagt ganz schön einen abgefroren hatten, freuten wir uns, endlich mal die Sandalen auszupacken.

Von Ayacucho aus unternahmen wir einen Ausflug in das etwas mehr als 100 km entfernte Vischongo. Am Busbahnhof fanden wir schnell das Colectivo in die richtige Richtung und als es voll war ging es los. Ungewohnt war, dass der Fahrer, obwohl alle Plätze besetzt waren, immer wieder anhielt um weitere Personen mitzunehmen. Wirklich stehen kann man in diesen Bussen nicht und am Ende waren wir heillos überfüllt. Harry hatte seinen Sitzplatz für eine alte indigene Dame aufgegeben, die uns mit einem zahnlosen Lächeln anstrahlte und erfreut ‘Gringas, gringas’ rief. Eines der vier Kinder im Bus fing nach wenigen Kurven an sich zu übergeben und trotz der guten Stimmung im Bus waren wir froh, als wir endlich aussteigen konnten. Vischongo ist ein kleines Dörfchen in den Bergen. Wir wurden von allen neugierig begrüßt und fanden schnell eine einfache Unterkunft bei einer sehr netten älteren Dame. Der Staat war gerade dabei die Straße von Ayacucho nach Vischongo zu asphaltieren und dies war mittlerweile bis kurz vor Vischongo geschehen. Dadurch war das kleine Dorf voll mit Straßenarbeitern und ihren Familien. Die Frauen schienen sich eher zu langweilen und unterhielten sich gern mit uns.

Am nächsten Tag wanderten wir ca. 2 Stunden zu dem auf über 4000 m Höhe gelegenen Wald ‘Bosque de puya de raimondi’ oder auch Titankayoc genannt. Er besteht aus der größten Bromelienart der Welt. Bromelien sind sogenannte Ananasgewächse, deren bekannteste Frucht die Ananas ist. Sie brauchen 50 bis 60 Jahre um auf eine Gesamtgröße von bis zu 12 m zu kommen und besitzen mit bis zu 8 Metern den höchsten Blütenstand der Welt. Um diese Blüte auszubilden brauchen sie bis zu einem Jahr. Die Bestäubung erfolgt über Kolibris und Bienen und nach der Blütezeit stirbt die Pflanze ab, was der Landschaft auch den Namen ‘der verbrannte Wald’ eingebracht hat.

IMG_3064Unsere Unterkunft in Vischongo

IMG_3075IMG_3078Der Blick über das kleine Dorf

IMG_3088Agaven auf dem Weg

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Die ersten Bromelien aus der Ferne:IMG_3128IMG_3129IMG_3134IMG_3161Wir hatten sogar das Glück mehrere blühende Bromelien zu sehen, was wohl eher selten ist. Auf einer saß ein kleiner Kolibri, die anderen wurden von Bienen umschwirrt.

IMG_3178IMG_3185Nach der Blüte stirbt die Pflanze ab.IMG_3198

IMG_3225IMG_3228Ein kleiner Größenvergleich:

IMG_3270IMG_3295IMG_3309IMG_3325Auf dem Rückweg begleiteten uns ein paar Esel ein Stück des Weges.IMG_3348IMG_3354

Auf dem Dorfplatz gab es eine Statue von Tupak Yupanki, einem der großen Inkaherrscher. Er soll zwei legitime Söhne und 90 illegitime Kinder gehabt haben. Der Sänger Tupac Shakur ist nach Tupaq Amaru II benannt, einem Mestizen und peruanischen Freiheitskämpfer, der wiederum behauptete Nachkomme des letzten Inkaherrschers Tupaq Amaru zu sein und sich daher selbst den Namen Tupaq Amaru II gab.

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Die Straße war bis kurz vor dem Dorf asphaltiert und die Straßenarbeiter waren gerade damit beschäftigt, die Brücke zu erneuern. Unten ein Bild mit unserer Gastgeberin. Die Unterkunft kostete 20 Sol für uns beide, ca. 5 Euro.

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Am nächsten Tag besuchten wir die Ruinen von Intihuatana de Pomacocha. Am Anfang waren wir ganz allein unterwegs, gegen Ende kamen dann einige peruanische Touristengruppen. Der Komplex ist an einem künstlich angelegten See gelegen. Vieles scheint noch nicht wieder aufgebaut und überall liegen beeindruckend präzise gehauene Steine herum, einige sogar mit Relief. Insgesamt ist die Anlage groß und man bekommt den Eindruck, dass noch einiges unter dem Pflanzenteppich verborgen ist. Um den See herum sahen wir Ibisse und einen Flamingo, sowie viele Enten und auch einige Schweine, die das Flussufer aufwühlten.

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Der Rückweg nach Ayacucho gestaltete sich etwas komfortabler als der Hinweg. Ein Jeep sammelte uns vom Straßenrand auf. Auf der Ladefläche fuhren außerdem einige Ziegen und ein Schaf mit, allerdings war die Fahrt für die Tiere in der prallen Sonne und den kurvenreichen Straßen eher eine Qual.

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Vinicunca–Rainbow Mountain

Von Cusco aus fuhren wir zu den sogenannten Regenbogenbergen, die ihren Namen aufgrund der intensiven unterschiedlichen Färbung der Gesteinsschichten tragen. Dorthin gelangt man nur mit einer geführten Tour. Morgens um halb 5 sollten wir im Hostel abgeholt werden. Als um 5 immer noch keiner da war, rief der Rezeptionist den Veranstalter an und wir wurden kurz darauf in den Bus verfrachtet, aber mittlerweile hatten wir uns auch schon daran gewöhnt, dass hier nicht alles nach Plan läuft – irgendwie kommt man am Ende immer an. Drei Stunden später kamen wir an einem großen Parkplatz an und reihten uns neben den unzähligen anderen Bussen ein. Die Berge waren wunderschön, aber es waren einfach viel zu viele Menschen dort, um es richtig genießen zu können. Wir liefen bis auf 5100 m Höhe – der bisher höchste Punkt unserer Reise. Überall liefen bunt angezogene Peruaner mit ihren Pferden herum, auf denen sich die Touristen gegen Geld nach oben transportierten lassen konnten. Am Ende waren wir ehrlich gesagt froh, den Rückweg antreten zu können.

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Das Eisenoxid führte zur rötlichen Färbung, Mangan zu den Pinktönen, das Gelb kommt vom Schwefel und oxidiertes Kupfer färbte das Gestein blaugrün.

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Vom höchsten Punkt der ca. 90-minütigen Wanderung hat man einen wunderschönen Blick auf den schneebedeckten Gipfel des 6348 m hohen Ausangate.

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Unten noch ein paar Eindrücke vom Markt in Cusco.

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Cusco und Machu Picchu

 

Nach einer Nachtfahrt mit dem Bus kamen wir ziemlich verschlafen morgens um 6 in Cusco an. Von der ehemaligen Hauptstadt der Inka ist leider nicht mehr viel übrig geblieben. Laut den spanischen Chronisten war beispielsweise der Sonnentempel in Cusco mit über 600 Goldplatten und unzähligen Edelsteinen verziert, außerdem gab es im Inneren lebensgroße Gold- und Silberstatuen von Menschen, Tieren und Pflanzen. Die Spanier haben alle Edelmetalle eingeschmolzen und den Tempel als Steinbruch genutzt, genauso verfuhren sie mit den anderen Inkatempeln. Auf den Überresten wurden unzählige Kirchen errichtet. Man kann hier noch ein paar Fundamente und Mauerreste der Inkabauten sehen, die im Gegensatz zu den spanischen Kirchen und Klöstern bisher sämtliche Erdbeben überstanden haben. Ich hätte mir lieber Inkatempel als düstere Kolonialkirchen angeschaut, aber die Inka selbst haben die Region am Ende ebenso erobert und unterworfen.

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Ansonsten wimmelt es hier von Touristen und man kann keinen Schritt machen, ohne das einem etwas angeboten wird. Im Gegensatz zu den Städten, in denen wir bisher waren, wirkt das historische Zentrum von Cusco sehr aufgeräumt und an jeder Ecke steht die Touristenpolizei – vor allem weibliche Polizisten, die seien angeblich nicht so leicht zu korrumpieren…

Am nächsten Tag entschieden wir uns, den 68-km langen Salkantay-Trek nach Machu Picchu auf eigene Faust zurückzulegen. Es gibt in Cusco unzählige Tourenangebote für diesen Trek und wenn man nachfragt, ist es natürlich absolut unmöglich und schon fast lebensgefährlich die Wanderung ohne Führer zu machen, aber ehrlich gesagt, durfte man auch schon in Bolivien keine drei Schritte ohne Führer machen… Also packten wir alles zusammen und machten uns nach dem Frühstück um halb sieben auf zur Haltestelle der Collectivo-Sammeltaxis nach Mollepata. Auf dem Weg dorthin bekamen wir ständig Taxis angeboten und als ich bei einer netten Dame an ihrem Getränkestand nach dem Weg fragte, riefen die Taxifahrer, das Collectivo würde mindestens 30 Sol und die Passanten entrüsteten sich, wir sollen uns nicht hereinlegen lassen, es wären nur 15 Sol, andere riefen, nein, 20 Sol, 100 Sol, am Ende mussten sie selbst lachen..

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Dort trafen wir noch einen anderen Wanderer. Ein Franzose, der hauptberuflich bei der Bergrettung in Korsika arbeitet. Er hatte eigentlich ein Ticket für den Touristenbus, der schon um 5 abfährt gekauft, aber der Bus hatte vergessen, ihn von der vereinbarten Haltestelle abzuholen. Die Touristenpolizei war auch schon wach, hatte alles mitbekommen und wollte später mit der verantwortlichen Agentur reden – wahrscheinlich ist das hier eine ihrer Hauptaufgaben.. Wir mussten warten, bis das Collectivo voll war und um sieben ging es dann los. In Mollepata selbst kann man ein Taxi bis nach Soraypampa nehmen, dem eigentlichen Ausgangspunkt der Wanderung. Die Preise bis dorthin waren allerdings absurd hoch, sodass wir das Angebot eines Taxifahrers annahmen, der uns für einen bezahlbaren Preis einige Kilometer mitnahm. Den Rest der Strecke liefen wir an der Straße entlang und dann ab Soraypampa noch ca. eine Stunde weiter, bis wir am Fuße des Bergpasses auf 4100 m Höhe zusammen mit dem Franzosen unser Lager aufschlugen. Es war unglaublich kalt und vor allem windig, selbst im Schlafsack wurde uns nicht richtig warm. Aber dafür wurden wir am nächsten Tag mit einem wunderschönen Blick auf den über 6000 m hohen Gipfel des Salkantay belohnt.

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Der Franzose verabschiedete sich am Morgen von uns – im Vergleich zu ihm waren wir im Schneckentempo unterwegs, auch wenn wir trotz über 10 kg Gepäck mindestens genauso schnell und zum Teil sogar schneller als die meisten geführten Touristen ohne Gepäck waren. Aber an einen trainierten Bergretter kamen wir bei Weitem nicht ran. Er wollte die nächsten zwei Tagesetappen an einem Tag zurücklegen. Wir bummelten noch ein wenig rum und hörten auf einmal ein lautes Donnern. Erst dachten wir, es sei ein Gewitter im benachbarten Tal, dann sahen wir eine riesige Staubwolke auf dem Bergkamm und plötzlich rollten mehrere Felsbrocken ins Tal. Sie blieben einige Meter vor dem Weg liegen, auf dem die geführten Touren gerade auf dem Weg Richtung Pass unterwegs waren. Das war glücklicherweise der einzige Steinschlag, den wir auf dem Weg beobachteten. Dann machten wir uns auf den Weg und legten schnaufend die letzten steilen Meter bis zum Pass auf 4600 m Höhe zurück.

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Ehrlich gesagt war es eher nicht so schön zwischen den ganzen Wandergruppen unterwegs zu sein. Zusätzlich überholten uns auch immer wieder vollbepackte Pferde, die das Gepäck und Essen der Gruppen transportierten.

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Danach schlängelte sich der Weg hinab ins Tal. Der Zeltplatz, auf dem wir eigentlich bleiben wollten war verlassen und eine Sau mit ihrem Frischling hatte die Wiese zu ihrem neuen zu Hause erklärt. Also mussten wir weiter und zelteten im Tal auf einem Zeltplatz für 5 Sol (etwas mehr als ein Euro). Eine warme Dusche, allerdings aus einem Elektroerhitzer mit eher nur tröpfelnder Leistung hätten wir für den gleichen Preis bekommen. Ich hatte in einem zwei Jahre alten Blog gelesen, dass eine Stunde vom Campingplatz entfernt ein Bad mit warmen Quellen sei. Wir rochen zu diesem Zeitpunkt schon etwas überreif – das ständige schwitzen in Kombination mit etwas Regen und einem generell eher feuchten Klima hatte dazu geführt, dass irgendwie alles nass war.. In Erwartung eines warmen Bades am nächsten Tag krochen wir noch einmal nass und kalt in die Schlafsäcke. Es gewitterte und regnete die ganze Nacht und am nächsten Morgen mussten wir das Zelt mal wieder nass einpacken. Leider wurde aus dem erhofften Bad nichts – es war vor einiger Zeit von einem Erdrutsch verschüttet worden. Aber dafür wurde der Weg jetzt schöner. Der nächste Halt der geführten Truppen war per Auto erreichbar und daher gab es keine Pferdehorden mehr, die den Weg aufwühlten und das wandern darauf eher erschwerten. Wir liefen entlang eines Flusses und kreuzten immer wieder kleine Bäche und Wasserfälle.

IMG_2270IMG_2332IMG_2346Mhhh, wie sehr man doch ein gutes Frühstück vermisst, nach Tagen des Haferschleims:)

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Nach ungefähr sechs oder sieben Stunden kamen wir in dem Dorf Playa an. Dort endet der Fußmarsch der meisten geführten Touren und es geht für sie per Auto weiter. Playa ist ziemlich heruntergekommen. Wir liefen schnell hindurch und dann weiter an der Straße entlang, bis nach einem kleinen Dörfchen der Salkantay wieder durch die Berge und über einen Pass Richtung Machu Picchu führte. Ich hatte in einem anderen Blog gelesen, dass dort oben, 10 min von einem Aussichtspunkt auf Machu Picchu der schönste Zeltplatz des ganzen Weges sein soll. Nachdem jedoch die Informationen, die wir hatten, nicht immer aktuell waren – ein von Schweinen okkupierter Zeltplatz, verschüttete heiße Quelle, waren wir gar nicht so sicher, ob dieser Zeltplatz überhaupt noch existierte. Mittlerweile waren wir schon fast acht Stunden unterwegs und der Weg ging nun steil bergauf, drei Stunden lang, von ca. 1870 m auf 2600 m Höhe. Wir entschieden uns, zum Teil auch von Sandfliegen getrieben, weiter zu gehen. Der Weg führte durch Kaffeeplantagen und man hatte einen wunderschönen Blick ins Tal. Aber wir waren einfach nur fix und fertig. Zwischendurch befürchtete ich, Harry würde seine Drohung wahr machen und einfach auf einem Stein sitzen bleiben und schlafen. Doch schließlich schafften wir es und wurden mit einem wunderschönen Blick über Machu Picchu und die umliegenden Berge belohnt, der wahrscheinlich schönste Ausblick des ganzen Weges. Leider spiegeln die Fotos nicht ganz wieder wie schön – oder vielleicht war es auch einfach dieses wunderbare Gefühl fast da zu sein. An dem Aussichtspunkt selbst waren Arbeiter damit beschäftigt, Ziegel zu brennen. Man konnte dort zelten, aber es war zugig und die Atmosphäre eher abweisend. Außerdem gab es nichts zu essen und die Arbeiter verlangten den doppelten Preis, als bisher üblich. Wir fragten, wie weit es bis zum nächsten Zeltplatz sei und sie meinten (natürlich…), sehr weit, mindestens eine Stunde. Wir überlegten hin und her und entschlossen uns, es einfach zu versuchen. Es ging steil bergab und nach wenigen Minuten erreichten wir Llactapata, gut erhaltene Inkaruinen, mit Blick auf Machu Picchu. Dort zeigte ein Hinweisschild den Weg: 10 min zum Camping. Hoffnungsfroh gingen wir weiter und kamen schließlich am wirklich schönsten Zeltplatz des ganzen Weges an. Eine große Wiese erstreckte sich am Hang mit dem gleichen atemberaubenden Blick über die Berge. Wir gingen zu einem gemütlich beleuchteten Holzhaus mit großzügiger Fensterfront und wurde an der Schwelle von einem Kanadier mit den Worten: “welcome to paradise” begrüßt. Und tatsächlich: ein sehr netter Besitzer, 5 Sol mit heißer Dusche aus Warm-Wasser-Kollektoren – noch nie fand ich eine warme Dusche so toll wie dort – und ein leckeres und reichliches Abendessen…einfach nur paradiesisch…außer uns waren noch fünf andere Wanderer da und alle saßen am Tisch, frisch geduscht und mit einem strahlenden Lächeln.

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Am nächsten Tag starteten wir zur letzten Etappe. Es ging einige Stunden bergab bis zu dem Ort Hidroelectrico. Ab dort muss man an den Bahngleisen noch 11 km bis Aguas Calientes laufen, einem Ort unterhalb Machu Picchus. Man kann auch ein Zugticket kaufen, allerdings sind die Preise für die kurze Strecke ganz schön happig: ca. 80 Euro hätte es uns gekostet. Mit peruanischer Staatsbürgerschaft kostet es nur 2,50 Euro. Also laufen fast alle Touristen von außerhalb an den Gleisen entlang. Nach ca. 7 km fanden wir einen netten Campingplatz mit Feuerstelle und blieben dort. In Aguas Calientes, einem sehr touristischen Ort kauften wir die Tickets für Machu Picchu. In der Touristeninformation fragte ich außerdem, wo es hier das übliche Cena Familiar, also das peruanische Abendessen für 5 Sol gebe. Die Dame meinte, so etwas gäbe es hier nicht. Durch Zufall fanden wir im zweiten Stockwerk über dem Markt dann doch die typischen Essensstände…gute Information ist hier echt Gold wert…Ich hatte nach der Wanderung auch Lust etwas zu trinken, aber alles war extrem überteuert. In einem kleinen Laden sollte ein Wein, den wir ganz sicher bei Kaufland für zwei Euro gesehen haben 40 Sol, also etwas mehr als 10 Euro kosten. Als ich sämtliche Preise aller alkoholischer Getränke im Laden erfragt hatte und mehrfach versucht hatte, mit dem Ladenbesitzer zu feilschen, holte er schließlich eine riesige Glasflasche mit selbst gebranntem Traubenschnaps unter der Ladentheke hervor und füllte uns eine Wasserflasche voll damit für 6 Sol (ca. 1,50 Euro).

Am nächsten Tag erklommen wir die steilen Treppenstufen zum Machu Picchu. Nach zwei Stunden standen wir verschwitzt oben. Nachdem es den Tag zuvor nur geregnet hatte, erwartete uns strahlender Sonnenschein. Es war einfach nur schön im Gras zu sitzen und den wohl bekanntesten Blick auf die Inkastadt zu genießen. Das Besondere an der Stadt waren nicht nur die beeindruckenden Ruinen, sondern auch der grandiose Ausblick in die umliegenden Täler. Der Weg dorthin hat sich auf jeden Fall gelohnt!

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Copacabana

 

Von La Paz aus fuhren wir weiter auf der Altiplano-Hochebene nach Copacabana, eine Stadt am Ufer des Titicacasees auf 3800 m Höhe, wenige Kilometer von der peruanischen Grenze entfernt. Auf dem Weg mussten wir eine kurze Strecke mit dem Boot zurücklegen auch der Bus wurde abenteuerlich übergesetzt. Eigentlich soll dort eine Brücke gebaut werden, aber die Fährleute wehren sich wohl heftig dagegen.

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Das kleine Städtchen Copacabana ist ein beliebter Pilgerort. Im Jahr 1580 soll die Mutter Maria einem Inka-Nachfahren im Traum erschienen sein, der diese dann in Holz schnitzte. Dieser Figur, der Virgen de Copacabana wurde nachgesagt, Wunder vollbringen zu können, sodass eine Basilika zu ihren Ehren errichtet wurde. Die Wallfahrtsstätte wurde so berühmt, dass eine kleine Kapelle an dem bekannten Strand in Rio de Janeiro danach benannt wurde.

Vom Cerro de Calvario, dem 3966 m hohen Hausberg hat man eine wunderschöne Sicht auf die Stadt. Der Weg ist von Kreuzen gesäumt und soll den Leidensweg Jesus beschreiben. Er ist auch bei Pilgern sehr beliebt und auf dem Gipfel werden Knaller, Alkohol und Coca-Blätter als Opfergaben dargelegt, wie es in Bolivien üblich ist.

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Außerdem versammeln sich fast täglich Familien vor der Basilika und schmücken ihre Autos mit Blumen und Girlanden. Dann wird etwas 98%iger Alkohol als Opfergabe über die Motorhaube geschüttet – und natürlich auch getrunken. Die ganze Familie steht mit dem Priester, auf den Bilder zu sehen in hellen Kleidern und mit Strohhut, um die offene Motorhaube und betet. Der Priester geht im Anschluss um das Auto und segnet alles, einschließlich der Familienmitglieder mit Weihwasser. Diese Prozedur nennt sich Cha’lla und ist die bolivianische Autoversicherung. Damit soll man ein Jahr lang von Unfällen verschont werden und natürlich erhält der Priester am Ende auch entsprechendes Kleingeld. Am Strand wird dann ordentlich weitergefeiert.

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In Bolivien sind die religiösen Sitten der indigenen Bevölkerungsgruppen mit dem christlichen Glauben verschmolzen und es gibt viele Feste und Altäre zu Ehren von verschiedenen Gottheiten.

Copacabana selbst hat nur etwa 3000 Einwohner und wird von vielen Touristen besucht. Daher gibt es hier auch viele touristische Restaurants, aber wir fanden zum Glück trotzdem Stände mit dem typischen Essen (Almuerzo/Cena familiar), hier gab es außer Fleisch mit Reis auch Forelle aus dem See und Ceviche, marinierter, roher Fisch. Außerdem konnten wir auf dem Markt zum Frühstück Eibrötchen und Kaffee für insgesamt 6 Bolivianos kaufen. Oft, wenn man in an einem solchen Stand isst, rennt kurz nach der Bestellung jemand los und holt Reis oder andere Zutaten, die noch fehlen vom Nachbarn oder die Cola vom Späti. Auch wenn man hier bezahlen will und es nicht passend hat, muss der Verkäufer oder die Verkäuferin erstmal bei den Nachbarständen Geld wechseln gehen.

Am nächsten Tag machten wir eine Bootstour zur Isla del Sol (Sonneninsel) und Isla de la Luna (Mondinsel), die wohl berühmtesten Inseln im Titicacasee. Laut der Mythologie der Inka hat der Sonnengott Inti seine Kinder, die ersten Inka auf der Isla del Sol zur Erde gelassen. Für die Inka waren die Inseln wichtige religiöse Orte und man kann vor Ort einige Ruinen besichtigen. Leider sind auf der Isla del Sol die drei Gemeinden verstritten, laut einem Einheimischen geht es um die Verteilung der Eintrittsgelder zu den Ruinen und deshalb ist der Nordteil der Insel schon seit über einem halben Jahr gesperrt.

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Rechts die Isla de la Luna, im Hintergrund die schneebedeckten Berge der Cordillera Real.

IMG_1962IMG_1971IMG_1977IMG_1981Die Ruinen und Terrassenhänge der Inka zum Anbau verschiedener Nahrungsmittel.

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Oben der touristische Nachbau der Schilfboote der Uru, die ebenfalls am Titicacasee leben und deren Boote und schwimmende Inseln aus Schilf man in Puna besichtigen kann. Die Uru bauten auch die Ra II, mit der Thor Heyerdahl den Atlantik überquerte. Puno liegt auf der peruanischen Seite des Titicacasees, die allerdings noch touristischer sein soll als Copacabana, sodass wir uns entschlossen direkt nach Cusco zu fahren.

El Choro

Zurück in La Paz bereiteten wir uns auf unsere erste Trekkingtour in Bolivien vor. Das hieß erstmal Sachen waschen, was nach 3 Tagen schwitzen im Dschungel bitter nötig war. Dafür musste erstmal die Waschmaschine ans Waschbecken in der Küche angeschlossen werden, eine dauerhafte Installationslösung gab es noch nicht und der Abwasch musste warten. Dann hieß es daneben sitzen und warten, dass bei der doch etwas wackeligen Konstruktion nicht alles überflutet wird.IMG_1223

Als das geschafft und Essen für drei Tage eingekauft war, ging es am frühen Morgen vollbepackt los.

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Der Choro Trek beginnt in La Cumbre, ca. 30 min Fahrt mit dem Collectivo von La Paz aus. Wir hatten leider etwas Pech mit dem Wetter: es regnete bzw. schneite die ganze Nacht vor unserem Aufbruch. Eigentlich ist der Weg leicht zu finden, im Nebel und Schnee war es dann doch nicht ganz so leicht.

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IMG_1230Die Bolivianer schienen auch etwas überfordert mit dem plötzlichen Schneefall..

 

 

 

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Der Choro ist ein alter Transportweg der Inka. Auch heute noch sind die Dörfer, durch die man kommt, nur über diesen Weg mit der Außenwelt verbunden. Insgesamt ist der Trek ca. 45 km lang. Am Anfang läuft man 200 Höhenmeter nach oben auf einen Pass auf 4870 m Höhe. Mit dem zusätzlichen Gepäck war die Luft ganz schön knapp und wir mussten alle paar Meter völlig außer Puste anhalten. Nachdem wir den Pass überwunden hatten, lichtete sich der Nebel ein wenig und wir kamen in den Genuss des wunderschönen Blicks über das Tal und die angrenzenden Berge.

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Uns kamen Einheimische entgegen, denen wir Coca-Blätter schenkten und die auf dem Weg nach La Paz waren – für uns ging es erstmal nur noch bergab ins Tal und wir waren sehr beeindruckt, wie entspannt die beiden den Berg hochliefen, nachdem wir schon nach den gerade mal 200 Höhenmetern fix und fertig waren.

Aufgrund des Nebels dachten Harry und ich nicht mal dran Sonnencreme zu benutzten und zogen uns im Schnee in Kombination mit der Höhe einen schlimmen Sonnenbrand im Gesicht zu. Rote, sich pellende Nasen hatten wir noch über eine Woche später…echte Guiris eben, aber auch bei Weitem nicht die einzigen..

Je tiefer wir kamen, desto grüner wurde es. Der Weg folgt einem Fluss, an dem Lamas weideten. Immer wieder stiegen Nebelschwanden aus dem Tal auf.

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Der Weg führte mitten durch ein kleines Dorf mit einer Handvoll Häusern.

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Wir waren mittlerweile schon über 7 Stunden unterwegs und als untrainierte Flachlandmenschen am Ende unserer Kräfte. Mittlerweile wuchsen flechten- und moosbedeckte Bäume am Wegesrand und wir beschlossen, die Zelte aufzubauen. Gegen 7 Uhr lagen wir bereits in unseren Schlafsäcken, da es auf dieser Höhe noch empfindlich kalt war und das Holz zu nass zum Feuer machen.

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Am nächsten Tag liefen wir weiter durch den Nebel. Immer wieder kreuzten wir Flussläufe und mussten steile Schluchten auf steinigen Trampelpfaden hinab- und wieder hinaufsteigen. Uns tat alles weh – mir erstaunlicherweise und zum Glück alles außer meiner gebrochenen Zehe.

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Am Nachmittag fing es an zu regnen und wir kamen völlig durchnässt und durchgefroren an einem Zeltplatz namens Bella Vista an. Der Zeltplatz bestand aus einer einfachen Hütte, in der der Besitzer wohnte, einer Grasfläche und einfachen Wellblech-Unterständen, unter denen wir die Zelte aufbauen und die Sachen zum trocknen aufhängen konnten. Zum Glück konnten wir trockenes Holz kaufen und uns an einem Feuer etwas aufwärmen. Der Besitzer baut diverse Sachen für den Eigenverbrauch an und hat ein Solarpanel für elektrisches Licht. Außerdem hat er einige Maultiere, mit denen er Waren über den Choro transportieren kann. Diese sahen wir dann auch am nächsten Tag, als sie auf die Wiese kamen, um zu fressen und sich im Gras zu wälzen. Außerdem leben dort noch zwei Katzen, ein Hund und drei Küken. Eigentlich waren es mal vier, aber eines der Maultiere hat beim Wälzen auf der Wiese versehentlich eins platt gedrückt. Die beiden Katzen krabbelten einem aufgrund der Kälte immer wieder auf den Schoß und machten sich gegenseitig den Platz streitig. Der Hund war eher gemütlich und etwas dick, natürlich ständig am betteln, aber sobald man sich abseits im Wald hinhockte, quasi auf der großen Toilette, machte er sich einen Spaß daraus, einen spielerisch anzuspringen…

Der Besitzer des Campingplatzes erzählte uns außerdem, dass seine Frau mit den Kindern in La Paz sei, damit diese zur Schule gehen können. Das Land habe er von der Regierung erhalten, weil er eine bestimmte Zeit darauf gewohnt hat.

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Harry fand die Solarzellenwerbung toll:)

 

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Links im Bild sieht man die Maultiere, von dem schönen Blick auf die Berge hatten wir leider wegen schlechter Sichtverhältnisse nicht viel. Doch am nächsten Tag kam endlich die Sonne durch und je tiefer wir kamen, desto wärmer wurde es. Der Choro endet schließlich auf 1430 m Höhe. Es war der dritte Tag und nach fast 8 Stunden wandern waren wir völlig alle. Unglaublich wie anstrengend abwärts laufen auf die Dauer sein kann.

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Kurz vor Sonnenuntergang kamen wir endlich in Chairo an, einem kleinen Dorf am Ende des Choro Treks. Ein Dorfbewohner brachte uns gegen Gebühr in seinem klapprigen Auto bis nach Coroico, dem nächstgrößeren Städtchen. An dem Auto gab es wirklich nichts, dass nicht kaputt war und die Straße war auch eher eine schmale Schotterpiste mit unzähligen Schlaglöchern. Wir wurden auf der Rückbank ordentlich durchgeschüttelt, aber uns war alles egal: wir hatten es geschafft!

In Coroico stiegen wir steifbeinig aus dem Auto und staksten wie in Zeitlupe durch die Stadt. Jeder Muskel schmerzte und bergab, sowie Treppensteigen war schier unmöglich. Wir nahmen das erstbeste Zimmer in einer ziemlich heruntergekommenen Herberge. Der Besitzer drehte uns nach drei Minuten das warme Wasser in der Dusche ab, sodass wir nass, kalt, aber nicht wirklich sauber in unser Bett krochen, so froh, nicht mehr laufen zu müssen… Am nächsten Tag suchten wir uns ein Hostel mit wunderschönem Blick auf die Berge und Pool. Zur vorgegebenen Check out Zeit war weit und breit kein Angestellter in unserer ersten Unterkunft zu finden, sodass wir schließlich das Warten aufgaben und durch das Fenster ins Büro einstiegen, um unsere Ausweiskopien zu holen, die der Vermieter am Tag zuvor eingesammelt hatte, da wir die Originale in La Paz gelassen hatten. Insgesamt blieben wir drei Tage in dem kleinen Städtchen, bis wir wieder in der Lage waren, schmerzfrei zu laufen…

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Der Blick von unserem Hostel auf die Berge und das Städtchen Coroico.

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Cocaplantagen, an denen wir auf einem kleinen Spaziergang (natürlich nur noch mit Sonnenschutz, die Nasen immer noch rot von unserer Schneewanderung) vorbei kamen – oben der Stadtfriedhof.

Rurrenabaque

 

Nach zwei Wochen in La Paz waren wir endlich soweit Bolivien zu erkunden. Wir hatten genug von der Kälte und entschlossen uns, Richtung Amazonas Becken zu fahren. Laut unserem Reiseführer, der allerdings schon ein paar Jahre alt ist, sind nur 5% der Straßen in Bolivien asphaltiert und zum Teil recht gefährlich. Teresa, Oscars Mutter machte sich schon vorher sehr viele Sorgen, dass ihren Guiris irgendwas passieren würde. Wir mussten versprechen, mit niemanden zu reden und keinem zu vertrauen und ich erhielt erneut das Verbot an irgendwelchen Imbissbuden zu essen. Als Oscar zum Spaß meinte, dass wir darauf achten sollten, dass der Busfahrer nicht betrunken sei, schlug Teresa entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen und brachte ein flehentliches ‘dios mio’ (mein Gott) Richtung Himmel hervor. Überhaupt ist laut Oscars Mutter hier alles ‘muy peligroso’ (sehr gefährlich). Die beiden benutzten diese Worte so oft im Zusammenhang mit irgendwelchen Orten, dass Harry dachte, es heißt ‘sehr schön’. Daraufhin benutzte er es auch ständig und ich wiederum dachte, er will damit Oscar und Teresa ein bisschen auf die Schippe nehmen. Nach einer Woche oder so klärte sich schließlich das Missverständnis, seitdem ist alles ‘muy peligroso’, wenn nicht sogar ‘super peligroso’.

Also packten wir unsere Sachen und machten uns auf den Weg zum Busbahnhof. Die ca. 12-stündige Fahrt für die etwas mehr als 400 km kostet 80 Bolivianos, also umgerechnet ca. 10 Euro. Allerdings war die Straße aufgrund schwerer Regenfälle verschüttet, sodass der 10 Uhr Bus, den wir eigentlich nehmen wollten ausfiel und wir uns bis 14 Uhr gedulden mussten. 13:30 Uhr fing ich an, nachzufragen, wo der Bus bleibe. Der Mitarbeiter meinte, ich solle doch geduldig sein, er würde uns schon Bescheid geben. 14:10 Uhr kam er aufgeregt angerannt und meinte, jetzt geht es los. Der Bus stand schon auf der Straße, offensichtlich hatte der Ticketverkäufer auch nicht so richtig aufgepasst, aber dann den Bus zum Glück nochmal angehalten. Wir rannten los, unser Gepäck wurde auf die hinteren Sitzreihen verfrachtet, keine Zeit es unten im Laderaum unterzubringen und schon fuhren wir los. Aber wir waren nicht die letzten. Nach ca. 20 min wurden wir von einem Taxi eingeholt, dass noch einen letzten, verspäteten Passagier brachte. Als wir La Paz hinter uns ließen, zeigte sich die atemberaubende Sicht auf die Berge. Die Straße wand sich in ein steiles Tal hinab und langsam änderte sich die Vegetation, es wurde immer grüner und tropischer.

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IMG_0640IMG_0644IMG_0666IMG_0686IMG_0703IMG_0717IMG_0729Die anfangs noch asphaltierte Straße wandelte sich bald zu einem schmalen Schotterweg. Gegenverkehr war schwierig und alle Autos zogen eine riesige Staubfahne hinter sich her.IMG_0738IMG_0740Nach ca. 16 Stunden Fahrt hatten wir die ca. 200 km nach Rurrenabaque, hier auch kurz ‘Rurre’ genannt, endlich geschafft. Uns empfingen tropische Temperaturen und die nächsten Tage verbrachten wir erstmal damit, schwitzend in der Hängematte zu liegen.

IMG_0759Der Blick vom Hotelzimmer: auf der einen Seite ein riesiger Bienenstock, auf der anderen grün bewachsene Hügel.

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Unten der Blick auf den Fluss Beni. Jetzt, zum Ende der Trockenzeit ist der Wasserstand sehr niedrig, wenn die Regenzeit beginnt und die meisten Straßen hier vor lauter Matsch unbefahrbar werden, ist der Fluss der Haupttransportweg:P1040646

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P1040662P1040677Harry auf dem Weg zum Wasserfall, der leider aufgrund der fehlenden Regenfälle eher ein kleines Rinnsal war..P1040704

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In Bolivien gibt es sehr günstiges Essen. Für je 10 Bolivianos (etwas mehr als ein Euro) kann man hier Mittag und Abendbrot essen. Allerdings wird das nach einer Weile etwas eintönig, da es meist ähnliche Gerichte gibt: als Vorspeise eine Gemüse- oder Erdnusssuppe und als Hauptspeise trockener Reis mit Fleisch, etwas Salat und einer scharfen Salsa. Deshalb gab es dann zur Abwechslung ein kleines Picknick auf der Dachterrasse unseres Hostels.

P1040728Die Sonne knallt hier ganz schön, einige Mopeds hatten deshalb Sonnenschirme am Lenker befestigt.

 

 

Unten sieht man die Markthalle.P1040732

P1040896Coca Blätter gibts hier an jeder Ecke zu Kaufen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nachdem wir uns etwas an die Hitze gewöhnt hatten, taten wir das, was alle Touristen in Rurre machen: einen Ausflug in den Amazonas Dschungel. Insgesamt blieben wir drei Tage in einer Art Camp, drei Stunden Bootsfahrt von Rurre entfernt.

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P1040761P1040789Links beim Boot ausladen, unten die ersten Eindrücke auf dem Weg zu den Unterkünften. P1040800P1040813

Unten unsere Unterkunft von innen und außen, die Wände bestanden nur aus Moskitonetzten.

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Das Haupthaus liegt an einer Lagune, dort wohnt auch ein kleines Brüllaffenbaby, das (leider) schon so auf Menschen fixiert ist, dass es lieber auf Schultern als auf Bäume klettert – Bärte oder überhaupt haarige Männer sind dabei die Favoriten. Es sei wohl ein Waisenbaby, aber so ganz genau wusste keiner im Camp, woher es kam.

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Außerdem wohnten im Haupthaus noch eine Vogelspinne und ein Papagei und es kam jeden morgen ein Tapir vorbei, um ein paar Frühstücksreste abzustauben. Tagsüber unternahmen wir Ausflüge durch den Dschungel oder fuhren mit dem Boot raus Piranhas angeln.

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Affen sahen wir auch einige in den Bäumen herumturnen:

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IMG_0906IMG_0955IMG_0962IMG_1082Mein erster Piranha-Fang. Geschmeckt hat er gut, aber ganz schön viele Gräten.

IMG_1099IMG_1114IMG_1129Oben eine Straße mit Blattschneiderameisen und unten sieht man, wenn man genau hinschaut, die Augen eines Caimanen.

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Einen Abend waren wir gerade dabei die Ameisenstraße zu beobachten, als der Tapir plötzlich hinter uns stand. Er begleitete uns bis zu unserer Hütte und verschwand dann im Dschungel. Am nächsten Tag sahen wir ihn wieder und er hatte offensichtlich eine nächtliche Begegnung mit einem Stachelschwein gehabt…

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Nach drei Tagen im Dschungel waren wir ehrlich gesagt froh, wieder in Rurre zu sein – so viel geschwitzt hatte ich selten, außerdem wurde man zu jeder Tageszeit von Moskitos aufgefressen… Nach ein paar Tagen fuhren wir wieder zurück nach La Paz. Unser Fahrer hatte es dieses Mal sehr eilig und wirkte ganz schön nervös, mit dem obligatorischen Beutel Coca-Blätter in der Fahrerkabine. Bei einer kurzen Pause fuhr er einfach los, zwei Passagiere fehlten, sie rannten neben dem Bus her und schlugen gegen die Seite, aber der Busfahrer hielt erst nach einigen Metern an, als die gesamten restlichen Passagiere anfingen zu rufen…

Schwerer Start…

Trotz theoretisch monatelanger Vorbereitungszeit und guter Vorsätze für unsere 6-monatige Reise, schoben wir das meiste vor uns her. Einige Wochen vor Abflug schwankte ich mehrmals täglich zwischen Vorfreude und kopfloser Panik, nicht alles rechtzeitig fertig zu bekommen. Die Wohnung musste untervermietet werden und eher lästige Aufgaben, hinsichtlich diverser Versicherungen und anderer organisatorischer Dinge warteten darauf, erledigt zu werden. Noch dazu wollten uns viele Freunde und die Familie nochmal sehen, bevor wir uns auf den Weg machten, was auf der einen Seite schön war, aber auch den Zeitdruck erhöhte. Als ich mir dann dummerweise auf einem dieser Abschiedstreffen eine Trümmerfraktur der rechten großen Zehe beim Trampolinspringen zuzog (wohlgemerkt der erste und hoffentlich letzte Knochenbruch zehemeines Lebens…), war die Laune kurzzeitig am Boden. Es waren  nur noch 10 Tage bis zum Abflug und wir hatten uns gerade alles zum Wandern und Campen in Bolivien besorgt, der Zeitpunkt war perfekt… Untätig auf der Couch zu sitzen viel mir schwer und Harry durfte jetzt für zwei schuften – die Wohnung ausräumen, mich zum Arzt fahren usw., aber am Ende standen wir dann vollbepackt und mit Krücken morgens um 6 auf dem Tegeler Flughafen.

Am Abend zuvor hatte ich versucht uns online einzuchecken, aber auf der Website hieß es, unser Flug nach Miami sei gestrichen worden. Es war einige Tage nachdem der Hurrikane Irma in Miami gewütet hatte. Wir riefen also noch am Abend bei Iberia an, der Fluggesellschaft, über die die Flüge gebucht worden waren. Der Callcenter-Mitarbeiter meinte, das Wetter in Miami sei super und der Flug würde wie geplant starten. Am Schalter in Tegel wunderte sich die Iberia-Mitarbeiterin dann, dass auch sie uns nicht in den Flieger nach Miami einchecken konnte. Aber wir sollten doch einfach wie geplant nach Madrid fliegen und dort bei American Airlines, die den Flug durchführen würden, nachfragen. Gesagt, getan. Am Schalter von American Airlines dann die fast befürchtete Nachricht: der Flug sei gestrichen worden und das wisse Iberia auch, aber sie würden trotzdem weiter Passagiere schicken..also versuchte man uns auf einem Flug 4 Stunden später nach Miami umzubuchen. Wir mussten zurück zum Iberia Schalter und standen dort eine gefühlte Ewigkeit an, da das Computerprogramm abgestürzt war. Als es dann endlich wieder zu funktionieren schien, versuchte uns eine sichtlich überforderte Mitarbeiterin auf den gewünschten Flug umzubuchen. Dabei musste sie mehrere Male ihre Schalternachbarin um Hilfe bitten. Ängstlich fragten wir nach, was denn mit unserem Gepäck passieren würde, aber es wurde uns immer wieder versichert, dass es bis Miami durchgecheckt werden würde, dann müssten wir es abholen und in den Flieger nach La Paz einchecken. Immerhin vergingen die vier Stunden Wartezeit so quasi wie im Flug. Endlich im Flieger, mussten wir über eine Stunde auf die Starterlaubnis warten. Damit wurde die Umsteigezeit in Miami (nach Originalflugplan waren es mal 7 Stunden..) tatsächlich etwas knapp. Dort angekommen hieß es also Krücken in die Hand und los. Erst durch die nervige Einreisekontrolle der USA, die man durchlaufen muss, auch wenn man nur als Transitpassagier dort ist, inklusive Visa-Gebühr… Dann weiter zum Gepäckband. Ich habe dann genervt nachgefragt, warum denn das Gepäck abgeholt und erneut eingecheckt werden müsse. Daraufhin meinte ein fetter, amerikanischer Securitymann, sie würden mein Gepäck verbrennen, wenn ich es nicht abholen würde. Es könne ja eine Bombe drin sein…oh man..als schließlich das letzte Gepäckstück seine x-te Runde auf dem Band drehte, wurde klar, dass unser Gepäck nicht dabei war. Wir gingen zum Gepäckschalter und schilderten unsere Situation. Der Mitarbeiter, dieses Mal ein Freundlicher, meinte wir sollen rennen, damit wir unseren Flug nach La Paz noch kriegen würden und das Gepäck dann dort verloren melden. Also „rannten“ wir los. Alle Türen waren schon geschlossen, da es in Miami mitten in der Nacht war. Total verzweifelt fragten wir immer wieder nach dem Weg, schafften wir es am Ende noch gerade so in den Flieger. Eine Stunde bevor wir in La Paz landen sollten, traute ich mich das erste Mal, mich zu freuen, dass wir nun endlich ankommen würden und das auch noch zur geplanten Zeit. Kurz darauf kam eine Durchsage vom Piloten, dass wir aufgrund von schlechtem Wetter nicht in La Paz landen könnten und deshalb nach Santa Cruz fliegen würden. Im Flieger hatten wir keine Chance Oscar Bescheid zu sagen, der uns morgens um 5 in La Paz auf dem Flughafen abholen wollte. In Santa Cruz mussten wir uns erneut durchfragen und auf einen Flieger nach La Paz warten. Wir trafen einen etwas eigentümlichen Schweizer mittleren Alters, der auch im Flieger neben uns saß. Er hatte nur einen kleinen Rucksack mit Handgepäck dabei und machte eine Weltreise mit scheinbar wenig Plan und nur sehr kurzen Aufenthalten an den jeweiligen Orten. In Bolivien hatte er ein Tag in La Paz eingeplant, dann wollte er schon weiter nach Lima fliegen. Über die Stadt selbst schien er sich nicht viel informiert zu haben. So wusste er nicht, dass er Flughafen in La Paz mit über 4000 m einer der höchstgelegenen Flughäfen der Welt ist. Sein Plan war, sich in einem Taxi die Stadt zeigen zu lassen und am nächsten Tag weiter zu fliegen. Immer wieder fragte er uns, wieviel Einwohner La Paz und auch jede andere Stadt, über die wir sprachen, hatte. Insgesamt wiederholte er ständig die gleichen Fragen. Außerdem schwärmte er von dem, laut seiner Aussage deutschen Fernsehprogramm „Medical Detectives“, dass er zu Hause die ganze Nacht schauen würdet. Als Harry ihm erzählte, dass er als Ingenieur in einer Firma, die Solarzellen produziert arbeitet, meinte er, dass er auch ein Solarium zu Hause habe… Irgendwie kam er uns ehrlich gesagt etwas debil vor oder vielleicht war er einfach nur ein wenig verrückt. Ob er einen Job hatte war nicht klar, sein Vater hatte wohl für die Reise bezahlt. Ich habe keine Ahnung, was aus ihm geworden ist. Spanisch konnte er zumindest nicht und sein Englisch war auch eher rudimentär.

Aber wir hatten es endlich geschafft. Wir waren in La Paz. Oscar, ein Freund, den ich in Madrid kennengelernt hatte und der jetzt in La Paz lebt, holte uns vom Flughafen ab. Etwas schwindelig war uns und ich fühlte mich auch kurzatmig, aber auf der Fahrt zu Oscars Wohnung wurde das schnell besser, da er etwas weiter unten auf ca. 3500 m Höhe wohnt. Wir wurden herzlich willkommen geheißen und Oscars Mutter nahm uns gleich unter ihre Fittiche. Wir sollten wegen der Höhe sofort ins Bett und außerdem nichts Schweres essen. Oscar hatte extra, trotz Protest unsererseits sein Zimmer für uns geräumt. Die ersten Tage verbrachten wir damit uns zu akklimatisieren, sowohl bezüglich der Höhe, sowie auch der Zeitumstellung. Außerdem hatte uns der Flug einige Nerven gekostet. Am 2. oder 3. Tag nach unserer Ankunft kam endlich der Anruf vom Flughafen, unser Gepäck sei da. Die Freude war groß, bis dann der Fahrer nur Harrys Rucksack aus dem Auto holte und meiner nicht dabei war. Die nächsten Tage riefen wir immer wieder  American Airlines und den Flughafen in El Alto an, keiner wusste, wo mein Gepäck war, jeder erzählte etwas anderes, aber die meisten meinten, es würde schon irgendwann ankommen. Immer wieder wurden wir auf morgen vertröstet. Immerhin habe die Airline 21 Tage Zeit, das Gepäck zu finden. So verbrachten wir die Zeit damit, bei Oscar zu Hause zu chillen und, soweit es meine gebrochene Zehe erlaubte, etwas durch die Stadt zu humpeln. Auch sorgte ich noch zusätzlich für Aufregung, da ich mit meiner Kreditkarte kein Geld abheben konnte und Harrys ebenfalls nicht funktionierte. Nachdem wir mehrere Banken durchprobiert hatten, gingen wir in ein Internetcafé, da Oscar zu Hause kein Internet hat, um herauszufinden, was das Problem war. Aber ich fand erst keine Lösung. Also klapperten wir wieder diverse Banken und fragten nach, jedoch konnte uns keiner weiterhelfen. Am nächsten Tag rief ich dann bei meiner Bank an, die Verbindung war sehr schlecht, ich verstand kaum etwas, aber am Ende konnte mir der Bankmitarbeiter mitteilen, dass ich vergessen hatte eine Wunsch-PIN für die Karte zu vergeben…es hätte so einfach sein können…mit dieser Info zurück zum Internetcafé und anschließend zur Bank – tatsächlich hielten wir einige Minuten später unser erstes bolivianisches Geld in der Hand.. Damit konnten wir die Stadt nun endlich etwas entspannter erkunden.

P1040366Harry und ich vor dem Haus von Oscar und seiner Mutter. In La Paz liegt die Temperatur nachts um die 0°C, tagsüber waren es so 12°C. Es gab keine Heizung und wir haben am Anfang ganz schön gefroren.

 

P1040375Das Bier ‘Prost’ hab ich in Bolivien das erste Mal gesehen, probiert haben wir es noch nicht.

 

 

 

 

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Kiezfest in Obrajes, dem Stadtteil in dem Oscar und seine Mutter wohnen.

 

 

 

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P1040432Oscar und ich wie wir ein typisches bolivianisches Gericht essen. Es heißt ‘Saice’ und wird mehr oder weniger wie ‘S(ch)eiße’ ausgesprochen, eins der wenigen deutschen Worte, die Oscar kennt…daher sollten wir es wohl unbedingt probieren.

 

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Beim Einkaufen auf dem Markt. Im Supermarkt ist überraschenderweise vieles teurer als in Deutschland. Generell wirkt es hier zum Teil so als würden die Reichen und die Armen in getrennten Welten leben. Allerdings zahlen wir als offensichtlich weiße Touristen auf dem Markt eher mehr als die Einheimischen. Oscar musste für seine Kaugummis 50 bolivianische Cents mehr als sonst bezahlen, weil wir daneben standen. Aber an den Ständen, wo wir öfter waren, kannten uns mit der Zeit die Verkäufer und wir bekamen die Sachen zu den regulären Preisen.P1040440

La Paz ist der Regierungssitz Boliviens und ist in der Schlucht des Flusses Choqueyapu gebaut. Immer wieder hat man durch die Straßen bei klarem Wetter einen wunderschönen Blick auf die Berge, vor allem den schneebedeckten Gipfel des Illimani mit 6439 m Höhe. Die Bauart der Häuser sieht zum Teil wenig vertrauenserweckend aus, vor allem die höher gelegenen, die sich an den Wänden der steilen Schlucht festklammern. Weiter unten wohnt der eher besser verdienende Teil der Bevölkerung, während oben La Paz nahtlos in die Stadt El Alto auf der Hochebene des Altiplano übergeht. Früher war dies ein Stadtteil von La Paz, in dem zum größten Teil Aymara, eine indigene Bevölkerungsgruppe Boliviens leben.

P1040580Mit der Seilbahn fuhren wir auf den Markt in El Alto. Hier gibt es fast alles zu kaufen, Möbel, Autos, Tiere, Pflanzen, Kleidung, Gemüse usw.

 

 

 

 

 

 

 

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Man sieht hier viele Frauen mit den typischen mehrlagigen, weiten Röcken und Melonen auf dem Kopf. Fast alle transportieren auf dem Rücken in bunte Tücher eingewickelte Waren und oft auch Kinder jeder Größe. Kinderwagen haben wir hier bisher noch nicht gesehen.

Unten der Blick von der Seilbahn aus auf dem Rückweg.

 

 

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Der Verkehr in La Paz ist gerade zu Stoßzeiten die Hölle. Es gibt sogenannte Minibusse ohne feste Haltestellen, die im Fenster Schilder mit den jeweiligen Zielen zu hängen haben. Diese winkt man am Straßenrand heran und muss dann dem Fahrer zurufen, wenn man aussteigen will. Eine Fahrt kostet 2 Bolivianos, also umgerechnet ca. 25 Cent. Allerdings macht das ständige Anhalten der Minibusse den Verkehr nicht gerade besser und zu Stoßzeiten ist man zu Fuß schneller. Daneben gibt es auch Busse mit festen Haltestellen, Sammeltaxis, sogenannte Trufis und Trufi Collectivo. Als Lösung des Verkehrsproblems, baut die bolivianische Regierung gerade mehrere Seilbahnen. Vier sind schon fertig, insgesamt sind 11 geplant.

P1040507Rechts sieht man einen Minibus. Im Fenster stehen die Ziele und man muss wissen, wo genau welcher Bus fährt. Am Anfang brauchten wir etwas Hilfe von Oscar und seiner Mutter, um uns zurecht zu finden. Seitdem haben wir hier den Spitznamen ‘guiris’, auch wenn die weißen Touristen in Bolivien ‘hippies’ heißen.

P1040494Der Fluß Choqueyapu, früher gab es hier mal Gold, jetzt wird er eher als Abwasserkanal genutzt und riecht dementsprechend.

 

 

 

 

 

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Am 10. Tag kam endlich der ersehnte Anruf: mein Rucksack war in La Paz angekommen und die Warterei hatte ein Ende. Einen Tag danach aßen wir Salchipapa, eine Art Currywurst in einer Imbissbude (Bild unten rechts). Vier Stunden später hing ich brechend über der Klobrille und der Durchfall ließ leider auch nicht lange auf sich warten. Insgesamt verzögerte das unseren Aufbruch in La Paz um weitere drei Tage, aber als wir dann endlich im Bus nach Rurrenabaque saßen, war ich nach 16 Stunden Busfahrt ohne Klo ziemlich froh, noch so lang gewartet zu haben.P1040491P1040485IMG_0512Valle de la luna (Mondtal). Ein Steinformation wenige Minuten außerhalb von La Paz.

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Die steilen Straßen von La Paz, die wir uns dann doch eher keuchend hochquälten. Auf einem Aussichtspunkt hatten wir leider etwas Pech mit dem Wetter, sonst hätte man im Hintergrund schneebedeckte Berge gesehen.

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