Von der Great Ocean Road aus machten wir etwa auf halber Strecke einen Abstecher in den Otway National Park. Harry war total begeistert von den großen Bäumen und dem ganzen Grün. Unter anderem gab es dort den Königs- oder auch Rieseneukalyptus zu sehen, der höchste Laubbaum der Welt. Auch die Strände waren wunderschön, einsam und grün.
Die meisten Ziele im Otway National Park wie Wasserfälle oder einsame Strände waren meist nur über sogenannte Gravel Roads (Schotterstraßen) zu erreichen. Wir durften offiziell mit unserem Camper nur auf geteerten Straßen fahren, waren aber nicht die einzigen, die mit einem gemieteten Camper vom Weg abgekommen waren. Auf dem Rückweg von einem Wasserfall fing unser Auto auf einmal an ein extrem hohes, trommelfell- und nervenzerfetzend lautes Quietschen von sich zu geben. Wir hielten an, konnten aber von außen nichts erkennen. Harry versuchte alle möglichen Beschleunigungs-, Brems- und Lenkmanöver, aber unsere Karre hörte einfach nicht auf zu quietschen – selbst mit vollaufgedrehter Musik und hochgekurbelten Fenstern war es immer noch unglaublich laut. Wir begannen uns ernsthaft Sorgen zu machen und hielten erneut an. Die Autovermietung anzurufen und ihnen zu sagen, dass wir auf einer Schotterstraße standen, hielten wir für keine gute Idee, aufgrund des Verbotes auf ebendiesen Straßen zu fahren. Also quälten wir uns noch 20 min quietschend durch den Wald bis zur nächsten asphaltierten Straße. Dort hielten wir in einer Parkbucht und ich bekam einen leicht hysterischen Panikanfall, da unser Auto von der Schotterstraße komplett eingestaubt war. Während Harry schon davon träumte, dass unser Minivan aufgrund fehlender Kapazität von der Vermietung durch ein Luxuswohnmobil ausgetauscht wurde, begann ich den aussichtslosen Versuch, die Staubspuren zu beseitigen. Die Vermietungsstelle hatten wir mittlerweile schon angerufen und alle Daten durchgegeben. Wir sollten uns ein paar Minuten gedulden, bis sie mit weiteren Instruktionen zurückrufen würden. Ich machte mir weiter fieberhaft Sorgen, dass sie herausfinden würden, dass wir abseits geteerter Straßen unterwegs waren und spielte schon mit dem Gedanken, das Navi ins Meer zu schmeißen – wer weiß, ob unsere Reiseroute dort gespeichert war – als ein freundlicher Mechaniker der Vermietung anrief und mich fragte, ob wir denn auf Schotterstraßen unterwegs gewesen wären…ähhh…also auf Campingplätzen und Aussichtspunkten, so nach dem Motto, da ging es ja nicht anders, druckste ich herum. Er meinte daraufhin, dass manchmal ein hochgeflogenes Steinchen in der Bremse stecken bleibt. Wir sollten doch mal versuchen, ein paar Meter rückwärts zu fahren, dann würde der Stein in der Regel rausfallen. Gesagt, getan und tatsächlich war das Geräusch sofort weg. Also war mal wieder alle Aufregung umsonst, aber wir waren sehr erleichtert und fuhren mit sauber geputzten Auto weiter. Der Tag war gerettet.
Vom Otway National Park aus fuhren wir noch ein Stückchen weiter die Great Ocean Road entlang, die sich nun zum ersten Mal so richtig an der Küste entlangschlängelte, bis Kennett Park, einem kleinen Örtchen, wo man Koalas in freier Wildbahn sehen kann. Tatsächlich sahen wir einige der knuffigen Tierchen, konnten aber keinen richtigen Unterschied zu den Koalas im Tierpark feststellen. Auch in freier Wildbahn sahen wir sie meist nur schlafend. Ein Koala jedoch hockte in den Bäumen direkt neben unserem Van. Wir entdeckten ihn nur zufällig, da ab und zu komisch grunzende Geräusche aus dem Gebüsch kamen. Ich hatte noch nie zuvor einen Koala Geräusche machen hören und war immer zu langsam mit dem Aufnehmen – bei youtube gibt es aber schon eine Menge Videos, z.B. https://www.youtube.com/watch?v=C8s1C-y_6Lk
Außerdem wurde der Zeltplatz von zahlreichen Kakadus bevölkert. Bei der Touri-Info lasen wir auf Hinweisschildern, dass man diese Vögel nicht füttern solle, da sie sonst zu viel Freizeit hätten und dann vor lauter Langeweile Häuser, Spielplätze und andere Holzkonstruktionen zerlegen würden.
Anschließend fuhren wir wieder zurück Richtung Adelaide. Wieder ging es im Landesinneren über einsame Landstraßen, wobei wir ab und zu an weihnachtlich geschmückten Toreinfahrten zu riesigen Farmen vorbeikamen. Auch gern eher lustig gehalten – z.B. ein aufblasbarer nackter Santa mit Sonnenbrille, der seine Klamotten auf der Wäscheleine aufhängt.
Auf dem Rückweg hielten wir für einige Tage im Grampians National Park, einem grünen Felsmassiv mit schönen Wasserfällen, Wanderungen und jeder Menge Kängurus. Der kostenlose Campingplatz hier war der schönste und größte, den wir bisher gesehen hatten. Es gab sogar Duschen!
Wir besuchten auch Zumsteins, ein ehemaliger Zeltplatz, den Walter Zumstein 1918 dort mit seiner Frau den ersten Campingplatz der Grampians gründete. Er kam gerade aus dem Krieg zurück, besaß eine Kuh, deren Milch er an die Camper verkaufte und hob innerhalb von 5 Jahren nur mit Schaufel und Schubkarre ein Schwimmbecken aus, dass von dem nahe gelegenen Fluss gespeist wurde. Viele Gäste kamen über Jahre hinweg immer wieder zurück, halfen beim Bau des Schwimmbeckens und die Kinder konnten hier Bäume pflanzen und sozusagen deren Paten werden. Heute ist es eine Art Ratsplatz mit den typischen öffentlichen Grillplätzen, die es in Australien überall gibt.