Up the Murray River

 

Nachdem wir uns von unserem Jetlag erholt hatten, mieteten wir uns den einfachsten und trotzdem noch unglaublich teuren Campervan, den wir finden konnten. Wir hatten nicht wirklich einen Plan, wo es hingehen sollte. Der Linksverkehr, der uns schon als Fußgänger zu schaffen gemacht hatte, war mit dem Auto erst recht abenteuerlich. Am Anfang fuhren wir ständig zu weit links und betätigten beim Abbiegen den Scheibenwischerhebel. Ich schaffte es natürlich auch einmal, mich nach dem Abbiegen auf den nahezu verkehrslosen Landstraßen ohne nachzudenken auf der rechten Spur einzufädeln und kriegte den Schock meines Lebens, als mir ein Auto auf meiner Spur mit Lichthupe entgegenkam. Aber nach einiger Zeit gewöhnten wir uns an den Linksverkehr. Auch die Tiere, die die Fahrbahn kreuzten waren für uns exotischer Natur: Ameisenigel, Emus, eine Schlange und Kängurus. Letztere sahen wir in den meisten Gebieten leider eher tot am Straßenrand liegen.

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Die weite und leere dieses Landes beeindruckt immer wieder. Mehr als 20mal größer als Deutschland, leben hier nur etwas mehr als 20 Mio. Menschen – macht noch nicht einmal 3 Einwohner pro km2 im Vergleich dazu hat Deutschland etwas mehr als 230 pro km2. Entsprechend einsam waren hier die Landstraßen vor allem im Landesinneren.

Wir fuhren den Murray River entlang stromaufwärts. Nachdem es am ersten Tag nach unserer Ankunft 40°C heiß war, regnete es die folgenden Tage und war mit ca. 20°C eher ungewöhnlich kühl für den australischen Sommeranfang. Entlang des Flusses gab es zahlreiche kostenlose Campingmöglichkeiten, meist sogar mit Toilette und Feuerstellen. Unsere Mitcamper waren meist wesentlich besser ausgestattet als wir mit riesigen Motorhomes oder Jeeps mit Wohnwagen im Schlepptau.

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Am dritten Tag machten wir in Barmera halt, einem kleinen Städtchen am Bonney Lake. Dort durfte man an der gesamten unbewohnten Seeseite wild campen. Es gab kleine Sandstrände und im Wasser standen die Überbleibsel riesiger Eukalyptusbäume. Am Abend fand in Barmera die Christmas Pageant statt, eine Art Weihnachtsumzug, den es in jeder australischen Stadt gibt. Dort ziehen dann alle möglichen lokalen Vereine und jeder der sonst noch so Lust hat in meist weihnachtlicher Verkleidung die Straße entlang. Ziemlich surreal und witzig anzusehen, wenn man die kalte Vorweihnachtszeit bei uns gewöhnt ist.

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Nachdem der Umzug vorbei waren hievten einige Zuschauer ihre Campingstühle auf den Sportplatz, um sich dort die Plätze in der ersten Reihe für das Feuerwerk am Abend zu sichern.

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Auf dem Rückweg wollten wir eigentlich wieder zurück zu unserem alten Platz am See. Generell war der Streifen zwischen Straße und See ziemlich sandig, aber da wir schon einmal erfolgreich dort geparkt hatten, waren wir dieses Mal sorgloser und als wir vom Auto aus eine vermeintliche Rasenfläche sahen, die uns gut gefiel, bogen wir ab, ohne uns den Boden näher anzusehen wie beim ersten Mal. Schon nach wenigen Metern blieben wir im Sand stecken. Wir verfluchten unsere eigene Dummheit und versuchten mit Holzstücken, die wir unter die Reifen schoben, wieder herauszukommen, aber die Räder buddelten sich nur immer tiefer in den Sand. Natürlich durften wir mit unserem gemieteten Campervan mit Heckantrieb die geteerten Straßen offiziell gar nicht verlassen und mit sinkendem Mut sahen wir uns schon eine horrende Strafe für das rausziehen zahlen oder noch schlimmer abgefetzte Plastikteile von missglückten Abschleppversuchen freiwilliger Helfer zusammensammeln. Die Sonne ging allmählich unter und wir wurden immer verzweifelter, als schließlich ein Jeep auf der Straße hielt und der Fahrer uns fragte, ob wir Hilfe brauchten. Wir schilderten unsere Situation und innerhalb weniger Minuten parkten drei Jeeps neben unserem Van. Die Männer fachsimpelten, wie und wo man am besten das Abschleppseil befestigen sollten. Die Frauen standen Jim Beam trinkend herum und der Sohn im Teenager Alter machte Fotos mit der Handykamera von uns. Alle waren guter Stimmung und erzählten uns, dass sie heute schon einen anderen Kumpel aus dem Sand gezogen hätten. Innerhalb weniger Minuten wurde das Abschleppseil kurzerhand aufgrund fehlender Anhängerkupplung oder sonstiger Befestigungsmöglichkeiten an der Federung eingehakt. Wir wurden erfolgreich bis kurz vor die Straße gezogen. Aber unser schrottiges Mietauto schaffte nicht mal den letzten kleinen Huppel bis zum rettenden Asphalt und unsere australischen Retter mussten am Ende nochmal mit vereinten Kräften schieben. Wir waren so froh, dass alles nochmal gut ausgegangen war und bedankten uns überschwänglich. Was für ein Schreck! Nochmal trauten wir uns nicht auf unbekanntes Terrain und campten auf einer Schotterstraße nahe am See. Dort verbrachten wir zwei entspannte Tage bevor wir weiter flussaufwärts fuhren.

IMG_4174IMG_4175IMG_4176IMG_4179IMG_4246IMG_4267Der Himmel war nachts von Sternen übersäht:IMG_4301

Nach Barmera fuhren wir weiter bis Renmark. Dann trieben uns Temperaturen von knapp 40°C und Mücken Richtung Meer.

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