Copacabana

 

Von La Paz aus fuhren wir weiter auf der Altiplano-Hochebene nach Copacabana, eine Stadt am Ufer des Titicacasees auf 3800 m Höhe, wenige Kilometer von der peruanischen Grenze entfernt. Auf dem Weg mussten wir eine kurze Strecke mit dem Boot zurücklegen auch der Bus wurde abenteuerlich übergesetzt. Eigentlich soll dort eine Brücke gebaut werden, aber die Fährleute wehren sich wohl heftig dagegen.

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Das kleine Städtchen Copacabana ist ein beliebter Pilgerort. Im Jahr 1580 soll die Mutter Maria einem Inka-Nachfahren im Traum erschienen sein, der diese dann in Holz schnitzte. Dieser Figur, der Virgen de Copacabana wurde nachgesagt, Wunder vollbringen zu können, sodass eine Basilika zu ihren Ehren errichtet wurde. Die Wallfahrtsstätte wurde so berühmt, dass eine kleine Kapelle an dem bekannten Strand in Rio de Janeiro danach benannt wurde.

Vom Cerro de Calvario, dem 3966 m hohen Hausberg hat man eine wunderschöne Sicht auf die Stadt. Der Weg ist von Kreuzen gesäumt und soll den Leidensweg Jesus beschreiben. Er ist auch bei Pilgern sehr beliebt und auf dem Gipfel werden Knaller, Alkohol und Coca-Blätter als Opfergaben dargelegt, wie es in Bolivien üblich ist.

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Außerdem versammeln sich fast täglich Familien vor der Basilika und schmücken ihre Autos mit Blumen und Girlanden. Dann wird etwas 98%iger Alkohol als Opfergabe über die Motorhaube geschüttet – und natürlich auch getrunken. Die ganze Familie steht mit dem Priester, auf den Bilder zu sehen in hellen Kleidern und mit Strohhut, um die offene Motorhaube und betet. Der Priester geht im Anschluss um das Auto und segnet alles, einschließlich der Familienmitglieder mit Weihwasser. Diese Prozedur nennt sich Cha’lla und ist die bolivianische Autoversicherung. Damit soll man ein Jahr lang von Unfällen verschont werden und natürlich erhält der Priester am Ende auch entsprechendes Kleingeld. Am Strand wird dann ordentlich weitergefeiert.

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In Bolivien sind die religiösen Sitten der indigenen Bevölkerungsgruppen mit dem christlichen Glauben verschmolzen und es gibt viele Feste und Altäre zu Ehren von verschiedenen Gottheiten.

Copacabana selbst hat nur etwa 3000 Einwohner und wird von vielen Touristen besucht. Daher gibt es hier auch viele touristische Restaurants, aber wir fanden zum Glück trotzdem Stände mit dem typischen Essen (Almuerzo/Cena familiar), hier gab es außer Fleisch mit Reis auch Forelle aus dem See und Ceviche, marinierter, roher Fisch. Außerdem konnten wir auf dem Markt zum Frühstück Eibrötchen und Kaffee für insgesamt 6 Bolivianos kaufen. Oft, wenn man in an einem solchen Stand isst, rennt kurz nach der Bestellung jemand los und holt Reis oder andere Zutaten, die noch fehlen vom Nachbarn oder die Cola vom Späti. Auch wenn man hier bezahlen will und es nicht passend hat, muss der Verkäufer oder die Verkäuferin erstmal bei den Nachbarständen Geld wechseln gehen.

Am nächsten Tag machten wir eine Bootstour zur Isla del Sol (Sonneninsel) und Isla de la Luna (Mondinsel), die wohl berühmtesten Inseln im Titicacasee. Laut der Mythologie der Inka hat der Sonnengott Inti seine Kinder, die ersten Inka auf der Isla del Sol zur Erde gelassen. Für die Inka waren die Inseln wichtige religiöse Orte und man kann vor Ort einige Ruinen besichtigen. Leider sind auf der Isla del Sol die drei Gemeinden verstritten, laut einem Einheimischen geht es um die Verteilung der Eintrittsgelder zu den Ruinen und deshalb ist der Nordteil der Insel schon seit über einem halben Jahr gesperrt.

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Rechts die Isla de la Luna, im Hintergrund die schneebedeckten Berge der Cordillera Real.

IMG_1962IMG_1971IMG_1977IMG_1981Die Ruinen und Terrassenhänge der Inka zum Anbau verschiedener Nahrungsmittel.

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Oben der touristische Nachbau der Schilfboote der Uru, die ebenfalls am Titicacasee leben und deren Boote und schwimmende Inseln aus Schilf man in Puna besichtigen kann. Die Uru bauten auch die Ra II, mit der Thor Heyerdahl den Atlantik überquerte. Puno liegt auf der peruanischen Seite des Titicacasees, die allerdings noch touristischer sein soll als Copacabana, sodass wir uns entschlossen direkt nach Cusco zu fahren.

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